Minimalinvasive Gefäßchirurgie
Hilfe bei geschädigten Schlagadern im Bauch und in den Beinen
Wenn anhaltend hoher Blutdruck in Verbindung mit Arteriosklerose die Schlagadern im Bauch oder in den Beinen geschädigt hat, finden Betroffene
im Fachbereich Gefäßchirurgie maßgeschneiderte Therapieangebote. Das Behandlungsspektrum reicht von endovaskulären, minimal-invasiven Eingriffen unter Anwendung von Kathetertechnik und Stentprothesen bis hin zu offen-chirurgischen Operationen.
Über eine endovaskuläre Therapie können viele Gefäßerkrankungen heute relativ belastungsarm behandelt werden. Im Vergleich zur offenen Operation erfordern diese Eingriffe keine großen Schnitte, womit sich in der Regel der stationäre Klinikaufenthalt verkürzt. Die so behandelten Patientinnen und Patienten kommen schnell wieder auf die Beine und können ihre üblichen Alltagsaktivitäten, sei es bei der Arbeit oder in der Freizeit, wieder aufnehmen. Bei dieser minimalinvasiven Gefäßbehandlung werden bestehende Blutbahnen über eine Punktion oder einen kleinen Hautschnitt als Zugangswege genutzt. Ausgehend von der Leiste lassen sich krankhaft veränderte Gefäßabschnitte im Bereich der Becken- und Beinschlagadern oder sogar der Hauptschlagader erreichen und therapieren.
Durchblutungsstörungen und Diabetes
Durchblutungsstörungen können auch aufgrund einer Diabeteserkrankung entstehen. Welche Therapien in einem solchen Fall angezeit sind, erklärt das Team der Gefäßchirurgie ausführlich auf dem 5. Brucker Gefäßtag am 9. November 2024.
Aortenaneurysma: Moderne Verfahren, um die stille Gefahr zu bannen
Eine krankhafte Ausweitung der Hauptschlagader kann sowohl im Brust- als auch im Bauchraum auftreten. Solche als Aortenaneurysma bezeichneten Aussackungen können angeboren oder im Lauf des Lebens erworben sein. Zu den häufigsten Ursachen für Schwachstellen in der Gefäßwand gehören Bluthochdruck und Gefäßverkalkung. Bei einem gesunden Menschen hat die Bauchschlagader einen Querdurchmesser von 1,5 bis 2 cm. Wächst dieser auf mehr als 3 cm, spricht man von einem Bauch-Aortenaneurysma. Das Risiko dafür steigt mit dem Alter: Bei etwa fünf bis sieben Prozent der über 65-Jährigen findet man ein Bauch-Aortenaneurysma. Männer sind siebenmal häufiger betroffen als Frauen. Im frühen Stadium wird die Diagnose oft zufällig, etwa im Zuge einer Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane, gestellt.
Bleibt die Erweiterung unbemerkt und schreitet fort, droht das Aneurysma zu platzen. Eine Ruptur bringt die betroffene Person in eine lebensbedrohliche Situation, in der nur noch eine rasche Notfalloperation helfen kann. Symptome, bei denen unverzüglich eine gefäßchirurgische Intervention geboten ist, sind plötzlich einsetzende Bauchschmerzen verbunden mit drastischem Blutdruckabfall. Um eine kritische Erweiterung der Bauchschlagader zu erkennen und rechtzeitig zu behandeln, empfehlen Gefäßmediziner eine Vorsorgeuntersuchung mittels Duplexsonographie. Profitieren könnten davon insbesondere ältere Männer sowie Patienten mit Bluthochdruck oder anderen Herz- und Gefäßerkrankungen, aber auch Raucher. Eine Früherkennung senkt das Risiko, dass ein stark ausgedehntes Bauch-Aortenaneurysma reißt und es zu schwerwiegenden Komplikationen kommt. Man geht davon aus, dass etwa 2 von 1.000 Männern über 65 Jahren ein großes Aneurysma haben. Bei kleineren Ausbuchtungen empfiehlt sich eine regelmäßige Kontrolle, ob diese wachsen. Bei einem Durchmesser ab 5,5 cm ist das Risiko für einen Riss relativ hoch.
„Wenn wir solche großen Aneurysmen rechtzeitig erkennen, können wir vorbeugend eingreifen. Geplante Operationen an der ausgesackten Hauptschlagader sind erfahrungsgemäß mit guten Prognosen für die behandelten Patienten verbunden“, betont Oberarzt Dr. Toni Röll, Facharzt für Gefäßchirurgie am Klinikum.
Wenn auf Seiten des Patienten geeignete Voraussetzungen gegeben sind, bevorzugen die Gefäßspezialisten am Klinikum eine endovaskuläre Therapie zur Beseitigung des Aortenaneurysmas. Unter bedarfsgerechter Narkose führt ein erfahrener Operateur nach einem kleinen Hautschnitt in den Leistenbeugen einen Katheter über die Leistenschlagadern ein. Anschließend wird die Hauptschlagader mit Hilfe eines Röntgengeräts dargestellt. Eine Gefäßprothese, „Stent“ genannt, wird in das originäre Gefäß implantiert mit dem Ziel, das Aneurysma zu entlasten. Das Blut fließt nun durch diese Gefäßstütze und bannt die Gefahr einer plötzlichen Ruptur. Nach dem minimalinvasiven Eingriff wird der Patient üblicherweise über 24 Stunden hinweg auf der Intensivstation überwacht. Meist sind die Frischoperierten nach einigen Stunden wieder mobil und können das Krankenhaus bereits nach wenigen Tagen wieder verlassen.
Schaufensterkrankheit: Quälende Beinschmerzen rechtzeitig behandeln
Kalkablagerungen in den Becken- und Beinschlagadern können fortschreitende Verengungen, med. „Stenosen“, nach sich ziehen und dadurch verhindern, dass die Beine ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden. Auf schleichende Weise kann sich aus dieser Durchblutungsstörung die sogenannte Schaufensterkrankheit entwickeln. Diese „periphere arterielle Verschlusskrankheit“ wird häufig erst dann erkannt, wenn die Betroffenen unter quälenden Schmerzen beim Gehen leiden. Dabei zwingen die krampfartigen Wadenschmerzen die Betroffenen – deutschlandweit rund fünf Menschen – immer wieder zum Stehenbleiben, so als ob sie Schaufensterauslagen betrachten würden.
Im fortgeschrittenen Stadium drohen bei dieser häufig unterschätzten Erkrankung ernsthafte Folgen: nächtliche Ruheschmerzen, chronische Wunden und das Absterben von Gewebe bis hin zum Verlust des betroffenen Beins. Zu den bekannten Risikofaktoren gehören Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Bewegungsmangel.
Die Gefäßspezialisten im Klinikum bieten jedem Patienten ein höchst individuelles Therapiekonzept, abhängig von der Krankheitsphase und weiteren persönlichen Faktoren. Das Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten umfasst konservative Therapien mit Gehtraining, Gabe von durchblutungsfördern
den Medikamenten sowie unterschiedliche minimal-invasive Therapien. Selbst Verengungen kleiner Schlagadern können heute über einen Einstich in der Leiste mit Hilfe von speziellen Kathetern erreicht und aufgedehnt werden. Bei Bedarf wird im Anschluss ein Stent in diesem Bereich eingesetzt, um das Blutgefäß langfristig offen zu halten. Neben der Stentimplantation kommen bei endovaskulären Eingriffen auch Verfahren wie die Ballondilatation und die Gefäßausschälung mit Atherektomiekatheter zur Anwendung. Ist eine offene chirurgische Operation angebracht, kann diese mit Ausschälplastiken, med. „Thrombend-Arteriektomien“ und Bypass-Verfahren kombiniert werden.
Professionelles Wundmanagement ergänzt Versorgung
Für den Fall, dass die Gefäßerkrankung bereits eine chronische Wunde hervorgerufen hat, stehen die Wundexperten (ICW) des Fachbereichs bereit, um die Therapie mit professionellem Wundmanagement zu begleiten. Im Anschluss an die Aufdehnung verengter Schlagadern kann ein intensives Wundmanagement maßgeblich zur Abheilung solch komplexer Wunden beitragen.
(Textauszug aus der Patientenzeitschrift visavis 51).