Rückblick auf den 5. Brucker Gefäßtag
Diabetes und Durchblutungsstörungen
Im Mittelpunkt des „5. Brucker Gefäßtags“ standen die Volkskrankheit Diabetes und ihre Auswirkungen auf das Gefäßsystem. Viele Besucherinnen und Besucher nutzen am 9. November die Gelegenheit, sich bei den Fachleuten ganz persönlich darüber zu informieren.
„Da die Häufigkeit von Diabetes seit Jahren dramatisch zunimmt und unerkannt schwere Gefäßschädigungen hervorrufen kann, ist es uns ein wichtiges Anliegen, die Menschen im Landkreis darüber zu informieren“, erklärte Dr. Kurt Dejori, Chefarzt der Abteilung für Gefäßchirurgie zur Eröffnung der Veranstaltung. „Durch eine frühzeitige und interdisziplinäre Behandlung können viele Komplikationen wie Infektionen oder Amputationen vermieden werden.“
Im ersten Vortrag gab der Diabetologe Dr. Florian Edrich (Oberarzt in der Gastroenterologie) zunächst einen Überblick über die Diabetes-Erkrankung im Allgemeinen und die Gründe für das immer häufigere Auftreten: Angesichts der hohen Zahlen – mit rund 9 Millionen betroffenen in Deutschland – könne Diabetes als „stille Volkskrankheit“ gelten
Im Anschluss schilderte er, wie sich die Störung der Insulinwirkung als Teil des metabolischen Syndroms auf das Gefäßsystem auswirkt und langfristig die großen und kleinen Gefäße schädigt. So erhöhen Durchblutungsstörungen in Gehirn oder Herz das Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko, können jedoch auch die Funktionstüchtigkeit der Nieren stören oder eine arterielle Verschlusskrankheit in den Beinen sowie das diabetische Fußsyndrom hervorrufen.
Abschließend ging Dr. Edrich auf die Möglichkeiten von Prävention und Therapie ein: Er appellierte eindringlich, die Risiken des Lebensstils ernstzunehmen und ihnen möglichst entgegenzuwirken. Ebenso wies er darauf hin, dass die Erhebung der Blutzuckerwerte und bei Menschen mit erhöhten Diabetesrisiko auch die Bestimmung des HbA1c im Rahmen der hausärztlichen Versorgung zentrales Element der Früherkennung ist.
Dr. Toni Röll, Oberarzt der Gefäßchirurgie und Wundexperte (ICW), ging im zweiten Vortrag detailliert auf den „diabetischen Fuß“ ein. Er erklärte, warum das Diabetische Fußssyndrom (DFS) so problematisch ist: Aufgrund der eingeschränkten Schmerzwahrnehmung durch die Nerven- und Gefäßschädigungen nehmen die Betroffenen krankhafte Veränderungen am Fuß, die etwa durch unbemerkte Verletzungen entstehen, nicht mehr wahr. Daher sind Komplikationen häufig.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Diabetiker ein Fußulkus (Geschwür) entwickelt, liegt bei 25 bis 35 Prozent. Dementsprechend ruft das DFS rund zwei Drittel aller nicht-traumatischen Amputationen in Deutschland hervor (tund 40.000 jährlich) und ist für 50 Prozent der Krankenhaustage bei Diabetikern verantwortlich. Daher sei es für Diabetiker sehr wichtig, auf geeignetes Schuhwerk zu achten, die Füße regelmäßig auf Verletzungen zu kontollieren und alle weiteren Möglichkeiten der Prävention zu nutzen, etwa die medizinische Fußpflege.
Im dritten Vortrag nach der Pause erklärte der Leitende Oberarzt Dr. Roman Kowalski zunächst, wie sich Durchblutungsstörungen in den Beinen auswirken und zu Gefäßverschlüssen in den Beinarterien führen können. Anschließend erläuterte er, welche Fortschritte bei der operativen Behandlung in den vergangenen Jahren erzielt werden konnten aufgrund neuer Materialien und Techniken.
Highlight der Veranstaltung war die anschließende Demonstration der operativen Wiedereröffnung eines Gefäßes. Dr. Kowalski zeigte dabei Schritt für Schritt an einem Modell, wie eine Operation in so einem Fall abläuft. (Ausführlich ist das im Video festgehalten.)
Die Inhalte der Vorträge wurden ergänzt durch vier Informationsstände: Am Infostand Diabetes konnten sich die Besucherinnen und Besucher bei der Diabetesberaterin Corina Böhm über die Grundlagen der gesunden Ernährung informieren und in einem Zuckerquiz testen, ob sie den Gehalt an Zucker verschiedenen Lebensmitteln richtig zuordnen können.
Am Infostand Podologie gab die Fachfrau für medizinische Fußpflege, Marcela Urbancik, Auskunft: Sie erläuterte die verschiedenen Maßnahmen einer medizinischen Fußbehandlung und die Notwendigkeit, dass diese bei Patienten mit Diabetes mellitus aufgrund der Nervenstörung in den Beinen – auch Polyneuropathie genannt – ausschließlich von speziell ausgebildeten Personen durchgeführt werden sollte.
Zudem wurden den Gästen an einem weiteren Infostand verschiedene Materialien wie Gefäßprothesen und Stents vorgeführt. Außerdem wurde eine Ultraschalluntersuchung demonstriert, mit der Durchblutungsstörungen untersucht bzw. erkannt werden können.