Rückblick auf den 4. Brucker Gefäßtag

Schaufensterkrankheit – Durchblutungsstörungen der Beine

Beim diesjährigen „Brucker Gefäßtag“ drehte sich alles um die so genannte „Schaufensterkrankheit“. Zahlreiche Besucherinnen und Besucher nutzen am 21. Oktober die Gelegenheit, sich ganz direkt bei den Expertinnen und Experten der Gefäßchirurgie zu informieren.

„Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) ist die häufigste Gefäßerkrankung der Arterien in Deutschland“, so erläuterte Dr. Kurt Dejori, Chefarzt der Abteilung für Gefäßchirurgie in seiner Einleitung. „Sie ist weitläufig bekannt als Schaufensterkrankheit, weil die Betroffenen wegen Schmerzen beim Gehen immer wieder zum Stehenbleiben gezwungen werden und so bei einem Stadtbummel vor jedem Schaufenster länger verweilen, bis die Schmerzen wieder nachlassen.“

Ursache dafür sind Gefäßverengungen in den Schlagadern der Beine, die den Blutdurchfluss verhindern. „Leider gibt es keinen Rohrreiniger für die Gefäße“, erklärte Dr. Dejori, sodass die Verengungen, die sogenannten Stenosen, durch operative Verfahren wiedereröffnet werden müssen.

Im ersten Vortrag schilderte Dr. Silke Griebat, welche Symptome auf die „Schaufensterkrankheit“ hinweisen können, welche Risikofaktoren bestehen und wie die Diagnose ablaufen kann.

Sie zeigte einführend anhand von Bildern, wie sich die chronisch fortschreitende Arterienverkalkung (Atherosklerose) manifestiert, bei der sich Cholesterin, Kalk oder Fettsäuren an den Gefäßwänden anlegen und diese immer mehr verengen.

Bei der Diagnose spielen unter anderem Pulsmessungen eine Rolle, die dem Arzt grundlegende Hinweise auf die Durchblutung geben können. Weiterhin kommen Funktionstest, etwa auf dem Laufband, zum Einsatz, mit denen der Schweregrad der Erkrankung zu beurteilen sei. Auch beim Ultraschall, im MRT oder bei Angiographien lassen sich Gefäßverengungen gut darstellen und auf Grundlage dessen die weitere Behandlung definieren.

In Hinblick auf die Prävention betonte Frau Dr. Griebat, dass der Verzicht auf Zigaretten den Gefäßen in jeder Hinsicht guttue. Weiterhin gelte es einen eventuellen Bluthochdruck sowie eine bestehende Diabetes-Erkrankung behandeln zu lassen, um Gefäßschädigungen in der Folge zu vermeiden.

Dr. Toni Röll erklärte im zweiten Vortrag, welche operativen Methoden zur Verfügung stehen, um verschlossene Gefäße wiederzueröffnen. Ziel dabei sei es immer, die am wenigsten belastende Intervention für den Patienten auszuwählen. Dank des medizinischen Fortschritts sind viele gefäßchirurgische Eingriffe heute minimalinvasiv möglich.

Als ein Beispiel schilderte er unter anderem das Vorgehen beim PTA-Katheterverfahren (Perkutane transluminale Angioplastie): Hierbei werden die Blutgefäße mithilfe eines Kontrastmittels im Röntgenbild sichtbar gemacht. Die erkennbaren Engstellen können dann über den Katheter erreicht und mithilfe eines Ballons, der mit einem Druck von 6 bis 15 bar aufgeblasen wird, wiedereröffnet werden.

Highlight der Veranstaltung war die Live-Demonstration des kürzlich angeschafften Hybrid-Röntgengeräts. Dazu erklärte der Leitende Oberarzt Dr. Roman Kowalski zunächst, wie der Operationsplatz aufgebaut ist und wie die Montur des Operateurs zusammengestellt ist, damit dieser vor der Strahlung des Geräts geschützt ist und zudem allen Hygienevorgaben nachkommt: „Das Anlegen von Bleischürze, OP-Kittel und Haube, Handschuhen, Mund-Nasen-Schutz und Schutzbrille dauert schon eine gewisse Zeit und bei längeren Operationen kann es einem da auch ganz schön warm werden.“

Die Anschaffung des hochmodernen und sehr flexibel steuerbaren Hybrid-OP-C-Bogens war für das Klinikum Fürstenfeldbruck ein bedeutender Schritt  zur weiteren Verbesserung der Patientenversorgung. Denn diese bahnbrechende Technologie hat nicht nur die diagnostischen Möglichkeiten erweitert, sondern auch die Art und Weise revolutioniert, wie Gefäßerkrankungen behandelt werden.

Die zentralen Vorteile sind neben der geringeren Strahlenbelastung eine Bildgebung in 3D und Echtzeit. Diese Technologie verbessert nicht nur die Diagnose, sondern ermöglicht ermöglicht es auch, die Blutgefäße und ihre Funktionen unmittelbar zu überwachen und abnormalen Blutfluss oder Verstopfungen sofort zu identifizieren. Damit können viele gefäßchirurgische Eingriffe minimalinvasiv durchgeführt werden – dies bedeutet kleinere Schnitte, weniger Gewebetraumata und schnellere Genesungszeiten für die Patienten.

Die Inhalte der Vorträge wurde ergänzt durch zwei Informationsstände: Hier konnten die Gäste ganz individuell ihre Fragen stellen und sich verschiedene Materialien wie Gefäßprothesen und Stents zeigen lassen. Außerdem wurde eine Ultraschalluntersuchung demonstriert, mit der Durchblutungsstörungen untersucht bzw. erkannt werden können.