Die Oberärzte Dr. Florian Edrich (Internist, Onkologe und Diabetologe DDG; 2. v.r.), Dr. Georg Peschel (Internist, Gastroenterologe und diabetesversierter Arzt DDG), die Diabetesberaterin (DDG) Corina Böhm (2.v.l.) und die Wundmanagerin Katja Teubner stellen ihre besondere diabetologische Kompetenz den Patienten und Mitarbeitenden aller Fachbereiche des Klinikums zur Verfügung.

Die Qualität der Versorgung am Klinikum Fürstenfeldbruck wird seit Jahren durch die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) mit einer Zertifizierung ausgezeichnet. Das Zertifikat „Klinik für Diabetespatienten geeignet (DDG)“ bietet Menschen mit Diabetes mellitus eine Orientierungshilfe bei der Auswahl eines geeigneten Krankenhauses. Seit 2017 wurde dem Klinikum Fürstenfeldbruck bereits dreimal die entsprechende Zertifizierung erteilt.

Von den rund elf Millionen Menschen mit Diabetes in Deutschland müssen jährlich 2,9 Millionen Menschen im Krankenhaus behandelt werden. So ist auch etwa jeder sechste Patient, der im Klinikum Fürstenfeldbruck behandelt wird, von dieser weit verbreiteten Stoffwechselerkrankung betroffen. Menschen mit Diabetes werden nicht nur häufiger ins Krankenhaus eingewiesen, sondern sie bedürfen auch einer besonderen Aufmerksamkeit, um einen oft längeren und auch komplikationsreicheren Krankenhausaufenthalt zu vermeiden.

Erhöhte Behandlungsrisiken

Diabetes ist eine weit verbreitete Stoffwechselerkrankung, bei der erhöhte Blutzuckerwerte auftreten. Neben der sich meist im jüngeren Lebensalter manifestierendenErkrankung Diabetes Typ 1, die immer mit einem absoluten Insulinmangel einhergeht und deswegen grundsätzlich mit Insulin behandelt werden muss, ist der oft als „Altersdiabetes“ bekannte Diabetes Typ 2 die weitaus häufigere Erkrankung. Im Ablauf einer Diabeteserkrankung bestehen mögliche kritische Behandlungssituationen zum Zeitpunkt der Erstdiagnose und im weiteren Verlauf bei Auftreten von schweren Stoffwechselentgleisungen, der sogenannten Überoder Unterzuckerung. Es ist dann häufig auch eine Krankenhausbehandlung erforderlich. Ein wesentliches Kennzeichen der langjährigen Diabeteserkrankung ist aber das Auftreten vielfältiger Folgeerkrankungen, die meist über eine dauerhafte Schädigung des Gefäßsystems ausgelöst werden. Zu den Folgen gehören unter anderem das Auftreten von Herzerkrankungen, Durchblutungsstörungen im Gehirn, Nervenschädigungen und eine zunehmende Nierenschwäche. Damit ist auch zu verstehen, warum Diabetiker eine besondere fachliche Betreuung während eines Krankenhausaufenthaltes benötigen. Ob eine geplante Operation oder eine unvorhergesehene Aufnahme bei Fieber oder Herzinfarkt: durch eine gute Abstimmung der Abläufe kommt es zu besseren Behandlungsergebnissen.

Routinemäßiges Screening des Blutzuckers

Aus diesem Grund hat das Klinikum im Rahmen der Zertifizierung standardisierte Abläufe für die Versorgung von Diabetikern eingeführt. Mit Umsetzung dieser Standards vor und während einer Operation, der Endoskopie oder bei einer Behandlung auf der Intensivstation gelingt eine Optimierung der Blutzuckereinstellung und ein rechtzeitiges Behandeln von Notfallsituationen. Um auch bislang nicht bekannte Diabeteserkrankungen zu erkennen, werden neu aufgenommene Patientinnen und Patienten zudem systematisch auf erhöhte Blutzuckerwerte getestet. Dieses routinemäßige Screening spielt insbesondere bei Betroffenen von Gefäßerkrankungen eine wichtige Rolle. Um diese umfassende Betreuung zu gewährleisten, ist das Diabetesteam auf den Stationen präsent und kann von den behandelnden Ärztinnen und Ärzten aller Fachabteilungen jederzeit in die Therapie einbezogen werden. Zum Diabetesteam gehören neben dem verantwortlichen Diabetologen (DDG), ein weiterer diabetesversierter Arzt (DDG), eine Diabetesberaterin (DDG) sowie Ernährungsberaterinnen.

Anleitung zum besseren Umgang mit Diabetes

Wesentlicher Baustein bei der Versorgung von Diabetikern ist eine intensive Schulung, da mit der Diagnose Diabetes eine erhebliche Umstellung in fast allen Lebensbereichen verbunden ist. Um die Patienten auf ihren Alltag vorzubereiten, erfolgt deswegen eine Schulung durch unsere Diabetesberaterin (DDG). Dabei erlernen sie alles über die Blutzuckerselbstmessung, Ernährung und Insulinverabreichung und werden zu Themen wie sportliche Betätigung, Verhalten am Arbeitsplatz und im Straßenverkehr beraten.

Vorbereitung auf die Entlassung

Das Behandlungsteam des Klinikums legt großen Wert darauf, dass der erstellte Behandlungsplan mit dem Wissen aus den Schulungen auch im häuslichen Alltag gut umgesetzt werden kann. Ist keine ausreichende Selbständigkeit gegeben, müssen Angehörige oder ein Pflegedienst in die Therapie, beispielsweise zur Insulinverabreichung, einbezogen werden. Um weitere Therapieanpassungen vorzunehmen und die meist vielfältigen Begleiterkrankungen weiterhin bestmöglich zu behandeln, ist die Anbindung an die betreuende Hausarztpraxis und oft auch an eine Diabetologische Schwerpunktpraxis nötig.

Nachgefragt: Was macht eigentlich eine Diabetesberaterin?

Corina Böhm hat eine Ausbildung zur staatlich anerkannten Diätassistentin absolviert und sich anschließend über die von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) konzipierte Weiterbildung für die Tätigkeit als Diabetesberaterin DDG qualifiziert. Seit 2021 unterstützt sie im Klinikum Fürstenfeldbruck das interdisziplinäre Diabetesteam.

visavis: Wann sind Ihre Kompetenzen im Diabetesmanagement gefragt?

Corina Böhm: Meine Kollegen aus der Ärzteschaft oder Pflege informieren mich, wenn sie Patientinnen oder Patienten mit auffälligen Blutzuckerwerten auf Station versorgen. Zudem kann ich diese Informationen unserer Datenbank entnehmen. Ich suche diese Patienten auf und berate sie ganz individuell. Gerade bei einer neu diagnostizierten Diabeteserkrankung geht es oft darum, den Betroffenen einfühlsam zu vermitteln, dass sie an einer chronischen Erkrankung leiden, die eine kontinuierliche Behandlung erfordern wird. Neben der Patientenbetreuung schule ich auch regelmäßig die internen Kollegen, um unser Pflegepersonal auf dem aktuellen Stand des Diabetesmanagements zu halten.

Welche Rolle spielt die Ernährung für die Kontrolle von Diabetes mellitus?

Die Ernährung ist neben der Bewegung der zentrale Therapiebaustein bei Typ-2-Diabetes. Generell empfehle ich eine gesunde Mischkost, wobei die Patienten insbesondere die Kohlenhydrate im Blick haben sollen. Entsprechend der aktuellen Leitlinien verzichten wir auf Verbote oder strenge Mengenvorgaben für die Aufnahme von Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten. Es geht uns vielmehr darum, die Patienten so zu beraten, dass sich unsere Empfehlungen mit ihren häuslichen Gewohnheiten und Vorlieben in Einklang bringen lassen. Nur so kann eine langfristige Umsetzung im Alltag gelingen.

Wie leiten Sie Patienten zum therapieförderlichen Umgang mit ihrer Diabeteserkrankung an?

Meistens sind vor allem praktische Hilfestellungen gefragt, etwa für den sachgerechten Umgang mit Blutzuckermessgeräten oder Insulinpens. Bei der Ernährung arbeite ich gerne mit Bildern, etwa dem Teller, der in verschiedene Segmente mit Nahrungsmitteln eingeteilt ist. Gemeinsam mit dem Patienten übe ich, die einzelnen Bestandteile so umzusortieren, dass die Kohlenhydrataufnahme verringert wird. Idealerweise kombinieren wir einen halben Anteil an Gemüse und Salat mit einem Viertel an Fleisch bzw. anderen Eiweißen/Proteinen und Fetten sowie einem Viertel an kohlenhydratreichen Beilagen. In vielen Fällen gelingt es, mit der veränderten Ernährung auch das Gewicht günstig zu beeinflussen. Wenn übergewichtige Menschen, bei denen Diabetes neu festgestellt wird, zügig etwa 10 bis 15 kg abnehmen, kann sich dadurch ihr Zuckerstoffwechsel wieder normalisieren. Sie benötigen dann eventuell weniger Insulin oder im besten Fall auch gar keine Medikamente mehr. Allerdings weisen wir Patienten auch darauf hin, dass körperliche Bewegung bei diesem Prozess unverzichtbar ist.