Aortenaneurysma: Wenn im Bauch eine Bombe tickt

Die Hauptschlagader ist die größte Arterie unseres Körpers. Die sogenannte Aorta entspringt an der linken Herzkammer und verläuft dann vor der Wirbelsäule durch den Brust- und Bauchraum. Von ihr zweigen alle Gefäße ab, die den Körper mit sauerstoffreichem Blut versorgen.

Viel häufiger als bei anderen Schlagadern unseres Körpers kommt es an der Aorta zu einer krankhaften Erweiterung, die als Aneurysma bezeichnet wird. In etwa neun von zehn Fällen findet sich eine solche Erweiterung im Bereich der Bauchschlagader. Bei einem gesunden Menschen hat die Bauchschlagader einen Querdurchmesser von 1,5 bis 2 cm. Wächst dieser auf mehr als 3 cm, spricht man von einem Bauch-Aortenaneurysma.

Bei etwa fünf bis sieben Prozent der über 65-Jährigen findet man ein solches Bauch-Aortenaneurysma, wobei Männer siebenmal häufiger betroffen sind. Hauptursache für die Entstehung ist eine Schwächung der Aortenwand durch „Gefäßverkalkung“. Diese Arteriosklerose geht häufig einher mit den typischen Risikofaktoren Rauchen, Bluthochdruck und Alter, seltener ist eine Bindegewebserkrankung ursächlich dafür verantwortlich. Erreicht das Aneurysma einen Durchmesser von über 5 cm, droht Lebensgefahr: Die Gefäßwand kann einreißen, das Aneurysma platzt und es kommt zu einer inneren Verblutung. Das Heimtückische am Bauch-Aortenaneurysma ist, dass es meistens stumm bleibt und deshalb vom Patienten nicht bemerkt wird!

Dabei lässt sich eine Erweiterung der Bauchschlagader heute mit einer Ultraschalluntersuchung sicher und schmerzlos feststellen. Gefäßmediziner empfehlen eine solche Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung eines Bauch-Aortenaneurysmas bei allen Männern über 65 Jahren sowie für besonders gefährdete Personengruppen wie Raucher, Patienten mit Bluthochdruck oder anderen Herz- und Gefäßerkrankungen.

Nicht jedes Aneurysma muss operiert werden. Kleinere Arterienerweiterungen sollten jedoch in regelmäßigem Abstand mit Ultraschall kontrolliert werden. Wenn der Durchmesser aber einen kritischen Wert erreicht oder sich das Aneurysma schnell ausweitet, empfiehlt es sich, diese „Zeitbombe“ durch eine vorsorgende Operation zu beseitigen.

Hierfür kommen zwei verschiedene Verfahren in Frage. Bei der offenen Operation wird der krankhafte Teil der Aorta nach Eröffnung des Bauches durch eine Gefäßprothese ersetzt. Neben diesem konventionellen Verfahren kommt seit mehreren Jahren zunehmend die geringer-invasive „Endovaskuläre Aneurysma-Reparatur“ zum Einsatz. Dabei wird über die Leiste ein Katheter unter Röntgenkontrolle in die Hauptschlagader vorgeschoben und im Aneurysma eine durch Draht verstärkte Prothese freigesetzt, die als Stent-graft bezeichnet wird. Das Blut fließt jetzt durch diese Stent-Prothese und nicht mehr durch das Aneurysma. Durch das Ausschalten des Aneurysmas von innen ist die „Zeitbombe“ entschärft. (Siehe Abb.) Der Vorteil: Es ist lediglich ein kleiner Hautschnitt in der Leistenbeuge notwendig, wodurch das Ausmaß und das Risiko der Operation deutlich minimiert werden.

Autor des Beitrags: Dr. med. univ. Kurt Dejori, Chefarzt Gefäßchirurgie