Krampfadern: Mehr als ein kosmetisches Problem!

Wer von Krampfadern geplagt ist, weiß: Krampfadern sehen nicht nur unschön aus, sondern verursachen viele Beschwerden.

Der Begriff Krampfader (lat. Varicosis) stammt vom mittelhochdeutschen Wort „Krummader“, was auf eine krumme, geschlängelte Form der Ader hinweist. Eine Krampfader ist aber nicht nur in kosmetischer Hinsicht störend. Vielmehr wird eine derart veränderte Vene auch in ihrer Funktion beeinträchtigt.

Die Hauptursache für Krampfadern ist eine ererbte Bindegewebsschwäche der Venenwand und der Venenklappen. Gefördert wird dieses Leiden vor allem durch viel Sitzen und Stehen, Bewegungsarmut und Übergewicht. Krampfadern gehören zu den häufigsten Zivilisationskrankheiten: Etwa jede zweite Frau und jeder vierte Mann leiden darunter. Allein in Deutschland sind rund 12 Millionen Menschen von ausgeprägten Krampfadern betroffen, bei zwei Millionen führen diese sogar zu „offenen Beinen“.

Krampfadern – Schönheitsfehler oder Gefahr?
Die Häufigkeit der Krampfadern wie auch die anfangs geringe Komplikationsneigung verführen Patienten dazu, die Erkrankung zu verharmlosen Fast die Hälfte aller Betroffenen sucht keinen Arzt auf! Erste Beschwerden wie müde Beine, Spannungsgefühl und Beinschwellungen werden gerne als Befindlichkeitsstörung oder Bagatellerkrankung abgetan. Aber Krampfadern sind mehr als das.

Wir wissen heute, dass Venenerkrankungen ein verschieden schnell fortschreitendes, aber sich stetig verschlimmerndes Leiden darstellen. Während leichtere Formen, etwa die sogenannten Besenreiser, meist nur mit kosmetischen Beeinträchtigungen einhergehen, können ausgeprägte Formen unbehandelt zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen. Dazu zählen Venenentzündungen, Hautveränderungen und im Extremfall sogar„offene Beine“.

Rechtzeitige Abklärung durch den Arzt!
Durch eine schmerzlose Ultraschalluntersuchung kann überprüft werden, wie gut die Venen funktionieren. Der Gefäßmediziner kann durch dieses Verfahren erkennen, ob lediglich ein kosmetisches Problem oder schon eine Gesundheitsgefährdung vorliegt. Für beide Fälle stehen uns heute wirksame Behandlungsmethoden zur Verfügung:

  • Verödung (med.: Sklerotherapie)
    Besenreiser und kleinere Seitenäste der oberflächlichen Stammvenen, sogenannte Seitenastvarizen, können risikoarm verödet (med.: sklerosiert) werden.
  • Chirurgische Therapien
    Je nach Ausprägung der Krampfadern und Behandlungsziel kommen für einen Eingriff drei Verfahren in Frage:
    Bei der „Miniphlebektomie“ können größere Seitenastvarizen über winzige Schnitte mit einem speziellen Häkchen (s. Abb.) entfernt werden. Das Ergebnis ist kosmetisch ansprechend.
    Bei der „Strippingmethode“ werden große Krampfadern der oberflächlichen Stammvenen mit einer meistens von der Leiste bis zum Unterschenkel in die Vene eingeführten Sonde gezogen. Diese klassische Operationsmethode ist technisch einfach, hat geringe Komplikationsraten und weist gute Langzeitergebnisse auf.
    Ein alternatives Verfahren, bei welchem keine Hautschnitte notwendig sind, ist die „Radiofrequenztherapie“. Hierbei wird eine Radiofrequenzsonde über eine Punktion in die Stammvene eingebracht. Durch die entstehende Hitze an der Sondenspitze wird die Vene verschlossen.
    Sofern kein erhöhtes Operationsrisiko aufgrund von Begleiterkrankungen vorliegt, können all diese Eingriffe ambulant durchgeführt werden.
  • Konservative Therapie
    Neben den operativen Verfahren bietet die moderne Gefäßmedizin Patienten mit Venenproblemen auch nicht-operative Behandlungsmöglichkeiten wie beispielsweise die Kompressionstherapie, die Entstauungstherapie sowie die medikamentöse Therapie. Eine fundierte Beratung über allgemeine Verhaltensmaßnahmen bei Venenerkrankungen ist ein fester Bestandteil des Behandlungsangebots.

Autor des Beitrags: Dr. med. univ. Kurt Dejori, Chefarzt der Gefäßchirurgie