Zahlreiche Herzrhythmusstörungen können mittels konventioneller Elektrokardiogramm-Aufzeichnungen oder Langzeit-EKG-
Aufnahmen erfasst werden. Einige Rhythmusstörungen kann man jedoch mit diesen herkömmlichen Methoden nicht sicher ­identifizieren und auch eine medikamentöse Therapie ist nicht immer optimal.

Seit Anfang 2020 bietet das Klinikum Fürstenfeldbruck mit der Elektrophysiologischen Untersuchung, kurz EPU, eine ebenso sichere wie leistungsstarke Untersuchungsmethode, von der Patienten mit klärungsbedürftigen Herzrhythmusstörungen profitieren. Zuvor mussten die betroffenen Menschen im Landkreis den Weg in eines der großen Herzzentren in München auf sich nehmen, um dieses Herzkatheterverfahren zu nutzen. Dabei erweist sich die EPU in mehrfacher Hinsicht als vorteilhaft: Neben der hochpräzisen und zugleich risikoarmen Diagnostik mittels drei-dimensionellem Mapping ermöglicht das Verfahren zugleich eine Behandlung. Bei Bedarf kann nämlich an die Klärung der individuellen Störungsmechanismen innerhalb einer Sitzung eine sogenannte Katheterablation angeschlossen werden. Hierbei handelt es sich um eine Verödung der Stellen am Herzen, die für die Rhythmusstörungen verantwortlich sind. In der Mehrheit der Fälle wird die zu behandelnde Herzrhythmusstörung über diesen Eingriff dauerhaft beseitigt. Dank umfassender Erfahrungen in der interventionellen Kardiologie ist der Fachbereich Kardiologie und Pneumologie des Klinikums personell ausgezeichnet aufgestellt, um das anspruchsvolle EPU-Verfahren kompetent anzuwenden.

Nicht alle Herzrhythmusstörungen sind gefährlich

Wenn das Herz mal schneller, mal langsamer schlägt oder auch hin und wieder „stolpert“, deutet dies nicht notwendigerweise auf einen Behandlungsbedarf hin. Doch es gibt auch gravierende Störungen des Herzrhythmus, die den Betroffenen erheblich gefährden. So kann etwa ein sehr langsamer Herzschlag eine Ohnmacht auslösen und ein sehr rasanter Herzrhythmus zu Kammerflattern oder gar zu lebensbedrohlichem Kammerflimmern führen. Ob und welche Art der Behandlung notwendig ist, lässt sich verlässlich nur dann entscheiden, wenn die auftretenden Symptome genau analysiert sind und deren Ursprung geklärt ist. Liegt der Entstehungsort in den Vorhöfen des Herzens, handelt es sich um eine supraventrikuläre Rhythmusstörung. Gehen die Beschwerden von den Herzkammern aus, dann liegt eine ventrikuläre Rhythmusstörung vor.

In welchen Fällen empfiehlt sich die Elektrophysiologische Untersuchung? 

Kardiologen setzen die EPU zunehmend ein, wenn Symptome wie wiederholtes Herzrasen oder ungeklärte Bewusstlosigkeit auf Herzrhythmusstörungen hinweisen. Eine wichtige Rolle kann die EPU ebenfalls bei Verdacht auf eine Herzrhythmusstörung spielen, wenn diese im EKG nicht aufgezeichnet werden konnte. Selbst wenn im Zuge eines (Langzeit-)EKG bereits eine Rhythmusstörung festgestellt werden konnte, erweist sich eine zusätzliche EPU zum exakten Auffinden des Störungsherds als sinnvoll, zumal sich in vielen Fällen auch gleich die Behandlung durch eine Katheterablation mit der Untersuchung verbinden lässt.

Wie verläuft eine Elektrophysiologische Untersuchung?

In der Regel erhält der Patient vor der Untersuchung eine örtliche Betäubung und bei Bedarf zusätzlich ein Beruhigungsmittel. Dann führt der behandelnde Arzt mehrere Elektrodenkatheter über die Leistenvene zum Herzen des Patienten. Der Spezialkatheter erfasst an verschiedenen Stellen des Herzens elektrische Signale. Teilweise über Röntgendurchleuchtung, aber überwiegend mithilfe des modernsten strahlenfreien 3D-Mapping Verfahrens stellt der Arzt sicher, dass die Katheter fortlaufend richtig platziert sind. Nun können die elektrischen Signale direkt aus dem Herzen aufgezeichnet werden. Die zeitliche Abfolge der Herzrhythmus-Signale gibt wichtige Informationen für die Diagnosestellung und mit dem hochauflösenden 3D-Mapping-System kann diese präzise dargestellt werden. Auch künstlich erzeugte Extraschläge tragen zur Klärung bei. Lassen sich die Herzrhythmusstörungen so auslösen, kann der Ort und der Mechanismus ihrer Entstehung bestimmt werden. Dabei ist der Arzt jederzeit in der Lage, die mittels programmierter Stimulation erzeugten Rhythmusstörungen zu beenden.

In unkomplizierten Fällen ist der schmerzfreie Vorgang nach etwa einer halben Stunde abgeschlossen. Je nach Art der Störung und abhängig davon, ob eine Katheterablation vorgenommen wird, kann die EPU aber auch zwei Stunden oder länger dauern. Wenn letzteres zu erwarten ist, bekommt der Patient routinemäßig eine entsprechend tiefe Sedierung.

Was ist unter Katheterablation zu verstehen?

Bei einer Katheterablation verödet der Arzt schmerzfrei den Bereich des Herzgewebes, von dem die Herzrhythmusstörung ausgeht. Nachdem der Arzt bei der EPU den Ursprungsort der Herzrhythmusstörung lokalisiert hat, kann er die Spitze des speziellen Ablationskatheters direkt an dieser Stelle platzieren. Dabei zerstören Wärmeimpulse das ursächliche Herzmuskelgewebe.

Zusätzlich wird das bereits erwähnte hochpräzise Lokalisationsverfahren eingesetzt. Dieses „Mappingsystem“ erlaubt eine dreidimensionale Positionsbestimmung von Elektrodenkathetern. Die vom Klinikum Fürstenfeldbruck angewandte Technologie ermöglicht eine sehr strahlungsarme und hochauflösende Katheterortung, durch die Herzstrukturen dreidimensional rekonstruiert und elektrische Erregungsabläufe analysiert werden können. Diese Rekonstruktion erlaubt eine exakte anatomische Aufarbeitung der für die Katheterablation relevanten Herzhöhlen.

„Mit der Erweiterung unseren kardiologischen Leistungsspektrums um die Elektrophysiologische Untersuchung können wir Patienten mit Herzrhythmusstörungen aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck wohnortnah nach aktuellsten medizinischen Standards versorgen. Gerade Menschen mit Herzproblemen profitieren von einer langfristig angelegten und sehr persönlich ausgerichteten Begleitung, wie wir sie im Klinikum Fürstenfeldbruck praktizieren. Wir konzentrieren uns nicht auf eine Momentaufnahme der Störung, sondern beziehen unser Wissen über die individuelle Krankheitsgeschichte in die Behandlung ein. Ich bin dankbar, dass unser Krankenhaus mit einer erheblichen Investition die Anschaffung der EPU-Technologie ermöglicht hat. Dieses präzise Verfahren hilft uns dabei, unseren Patienten, vor allem bei Herzrhythmusstörungen in der Vorkammer, unterschiedliche, zur jeweiligen Gesamtsituation passende Therapieoptionen anzubieten.“ 

Dr. med. Béla Bózsik

Leitender Oberarzt im Fachbereich Kardiologie und Pneumologie