Zwischen Tupfer und Tastatur – ein Berufsleben im Klinikum

Nach 33 Jahren am Klinikum Fürstenfeldbruck geht Eva Wagler im Sommer 2022 in die passive Altersteilzeit. Die ausgebildete OP-Schwester und inzwischen langjährige Sekretärin der Pflegedirektion hat das Haus in allen Facetten kennengelernt.

visavis: Über 3 Jahrzehnte beim gleichen Arbeitgeber – ist Ihnen da nie langweilig geworden?

Eva Wagler: Nach meiner dreijährigen Ausbildung zur Krankenschwester in Landsberg, war ich zunächst in Garmisch an der Klinik und anschließend drei Jahre in der Schweiz, wo ich am Unispital in Zürich auch meine zweijährige Fachweiterbildung für OP-Pflege absolviert habe. 1989 kam ich dann aus familiären Gründen „z‘ruck nach Bruck“, in meine Heimatstadt.

Es waren also vor allem pragmatische Gründe, nach FFB zurückzukommen?

Eva Wagler: Die familiären Aspekte waren zunächst ausschlaggebend, doch nach den verschiedenen Erfahrungen in anderen, teils viel größeren Häusern wusste ich auch die Überschaubarkeit und familiäre Atmosphäre hier am Klinikum zu schätzen. Damals gab es nur drei OP-Säle und ich konnte als Fachkraft gleich voll einsteigen und das gesamte fachliche Spektrum an Operationen begleiten.

Wie hat sich Ihre Tätigkeit im Laufe der Jahre verändert? 

Eva Wagler: Ein fundamentaler Einschnitt war 1998 die Eröffnung unseres neuen OP-Bereichs mit sechs statt vorher drei Sälen und urologischer Endoskopie. Damals war das Arbeitsumfeld auf einen Schlag brandneu und „hightech“. Alles in allem hat sich medizinisch in den fast 40 Jahren meines Berufslebens sehr viel getan, was allen Beteiligten viel Flexibilität und Lernbereitschaft abverlangt hat. Man denke nur an die Entwicklungen in der Minimalchirurgie.

Wie kann man mit diesen ständigen Entwicklungen auf dem Laufenden bleiben?

Eva Wagler: Ganz wichtig ist die praktische Tätigkeit im Team selbst, bei der man immer voreinander lernt und sich miteinander weiterentwickelt. Außerdem gibt es natürlich einschlägige Fortbildungen, etwa von der Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen (AO), oder Unterweisungen in neue Geräte und Operationssysteme. Diese kontinuierliche Veränderung ist manchmal schon herausfordernd, aber sie macht den Beruf auch so interessant und spannend. Außerdem hat das Klinikum als Arbeitgeber meine Weiterentwicklungen immer unterstützt und ist mir auch stets entgegengekommen, wenn sich meine privaten Rahmenbedingungen verändert haben, etwa nach meiner Elternzeit.

Wie konnten Sie denn Kindererziehung und die Arbeit in einem Krankenhaus, die ja normalerweise Schichtdienste erfordert, vereinbaren?

Eva Wagler: Gerade im OP-Bereich, wo die Haupttätigkeit tagsüber zwischen 8 und 16 Uhr liegt, war die Arbeit auch in Teilzeit gut möglich. Die Schichtpläne werden schon frühzeitig, etwa 8 Wochen im Voraus, erstellt, sodass man gut planen kann. Damals habe ich auch gerne die Wochenendschichten übernommen, wenn meine Kinder vom Vater versorgt werden konnten – alle hatten dafür Verständnis und viele Kollegen wussten gerade das auch zu schätzen.

Warum sind Sie bei so viel Begeisterung für Ihren erlernten Beruf letztlich im Büro gelandet?

Eva Wagler: Mein Herzblut hängt an der Arbeit im OP, das stimmt. Doch nach einer Fußfraktur fiel mir das lange Stehen, das bei dieser Arbeit notwendig ist, immer schwerer, sodass ich mich nach einer alternativen Tätigkeit hier im Haus umsah. Auch dabei habe ich sehr viel Entgegenkommen erlebt. Nach einer kurzen Etappe im Qualitätsmanagement bin ich 2010 schließlich im Sekretariat der Pflegedirektion gelandet. Das waren dann ganz neue Herausforderungen – mit den IT-Systemen oder den viel kleinteiligeren Tätigkeiten.

Welches persönliche Fazit ziehen Sie im Rückblick auf Ihre sehr unterschiedlichen Berufserfahrungen?

Eva Wagler: Dass ich beide Seiten kennenlernen konnte, hat meine Perspektive schon erweitert: Große OPs von mehreren Stunden Dauer erfordern viel Kraft und Konzentration von allen Beteiligten. Doch auch im Büro kann es stressig werden. Das Schöne an der Arbeit im OP ist, dass man seine Tagesaufgabe immer abschließen kann und jeden Tag ein zufriedenstellendes Erlebnis hat. Daher war es für mich auch so wichtig, dass ich in den vergangenen zwölf Jahren meinem Erstberuf immer noch tageweise als Nebentätigkeit nachgehen und bei kleineren OPs mitarbeiten konnte. Ich bin sehr glücklich, dass ich im Rückblick sagen darf: Ich würde alles wieder so machen. Der größte Dank dafür gebührt natürlich meinen Kolleginnen und Kollegen!