Das Innere der Blutgefäße im Visier – schonende Eingriffe mit der digitalen Subtraktionsangiographie

Radiologische Verfahren ermöglichen heute nicht nur hochpräzise Diagnosen, sondern können auch für gezielte therapeutische Eingriffe eingesetzt werden. Die modern ausgestattete Radiologie-Abteilung des Klinikums Fürstenfeldbruck verfügt mit Chefarzt Prof. Dr. med. Armin Huber und seinem Team über umfassende Kompetenzen in der interventionellen Radiologie.

Speziell für die aussagekräftige Darstellung von Blutgefäßen wird im Klinikum ein medizintechnisches Gerät neuester Bauart für die Durchführung der „Digitalen Subtraktionsangiographie“ (DSA) eingesetzt. Diese Form der Angiographie kann mit wenig Strahlenbelastung angewendet werden.

Wie funktioniert die Digitale Subtraktionsangiographie?

Von der untersuchten Körperregion wird eine Serie zeitlich aufeinanderfolgender Bilder aufgenommen. Zunächst entsteht eine „Maske“ aus Bildern ohne Kontrastmittel, danach folgen weitere Aufnahmen während der Kontrastmittelgabe. Das digitale Maskenbild wird von den folgenden Bildern subtrahiert, so dass nur die sich unterscheidenden Teile des Bildes aus dem Inneren der Blutgefäße dargestellt werden. Die nacheinander aufgenommenen Bilder ergänzen sich zu filmähnlichen Sequenzen und lassen damit auch die Darstellung des Blutflusses in den Gefäßen zu.

Über einen Zugang von etwa 1,3 – 2 mm Durchmesser in das Gefäßsystem können die Experten für interventionelle Radiologie therapeutische Eingriffe vornehmen, die mit einer Schlüssellochoperation vergleichbar sind. Dabei dient häufig eine Arterie in der Leistenregion als Zugang. Ziel solcher Eingriffe kann beispielsweise die Beseitigung von Engstellen oder Verschlüssen in den Arterien sein. Für die angestrebte Erweiterung wird ein sogenannter Ballon eingesetzt und zur Stabilisierung des Behandlungsergebnisses ein kleines Metallgitter, Stent genannt (s. Fallbeispiel 1).

Vielseitige Einsatzmöglichkeiten

Ein solches Vorgehen unter Anwendung der DSA kommt beispielsweise bei verengten Becken- und Beinarterien sowie Nierenarterien oder beim Dialyseshunt in Frage. Auch bei inneren Blutungen in den Darm oder aus der Niere sowie nach einer unfallbedingen Verletzung kann die minimalinvasive Stillung von Blutungen mit diesem Verfahren zielführend sein. Darüber hinaus bietet sich die DSA unter geeigneten Rahmenbedingungen auch zur onkologischen Behandlung an. Dazu zählen etwa bestimmte Fälle von Leberkrebs. In Kombination mit einem Chemotherapeutikum und einer gefäßverschließenden Substanz (Chemoembolisation) kann das Karzinom lokal mit wenig systemischen Nebenwirkungen behandelt werden, indem dem Tumor die Versorgung über die zuführenden Gefäße vollständig oder weitgehend entzogen wird (s. Fallbeispiel 2).

Auch beim Befund Leberzirrhose kann die Behandlung unter Einsatz der DSA vorteilhaft sein. Bei diesem Krankheitsbild kommt es häufig zum Pfortaderhochdruck. Die Pfortader führt Blut aus dem Darm und den unpaaren Oberbauchorganen der Leber zu. Bei einer Druckerhöhung können sogenannte Umgehungskreisläufe entstehen, die im schlimmsten Fall eine lebensbedrohliche Blutungsgefahr oder aber die Bildung von Wasser im Bauch (Aszites) nach sich ziehen. Lebensrettend kann dann eine in die Leber, genau zwischen Pfortader und Lebervene, gelegte Kurzschlussverbindung sein. Diese bezeichnet man als
TIPS(S), transjugulären intrahepatischen portossystemischen (Stent-)Shunt.

Ein solcher Shunt leitet den Blutfluss teilweise an der Leber vorbei durch die Lebervene in das rechte Herz. Diese Ableitung in den großen Blutkreislauf führt dazu, dass der riskante Druck in der Pfortader sinkt (s. Fallbeispiel 3).

Bei einem 65-jährigen Patienten mit fortgeschrittener peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK – Stadium 2 b) zeigt die Magnetresonanz-Angiographie einen 4 cm langen Verschluss in der Oberschenkelarterie (Arteria femoralis superficialis) am rechten Bein (Abb. a). Die dadurch verursachten Schmerzen zwingen den Mann, nach etwa 80 Metern Gehstrecke Pausen einzulegen. Bei der hochauflösenden DSA-Bildgebung wird die Länge des Verschlusses und der Gefäßdurchmesser sichtbar (Abb. b). Das Gefäß konnte mittels eines Ballons unter DSA-Kontrolle wieder eröffnet werden (Abb. c). Danach wurde ein Metallgitter (Stent) in die Arterie implantiert (Abb. d). Die Abschlusskontrolle zeigt das erneut durchgängige Gefäß nach erfolgreicher Behandlung (Abb. e).

Bei einem 81-jährigem Patienten zeigt die MRT-Untersuchung einen rundlichen Tumor an der Leber (Abb. a, s. Pfeile). Der bösartige Tumor entspricht einem hepatozellulärem Karzinom. Die DSA-Bildgebung macht die Leberarterien und die Tumorgefäße, die aus der Leberarterie gespeist werden, sichtbar (Abb. b). Ohne Operation wird über den Katheter Lipiodol, das mit einem Chemotherapeutikum vermischt wurde, verabreicht. Das Embolisationsmaterial verschließt die Leberarterien und die bösartigen Zellen werden ohne wesentliche Nebenwirkungen auf den restlichen Körper geschädigt (Abb. c).

Bei einem 63-jähriger Patient mit Leberzirrhose wird eine Schleuse in der rechten Lebervene angelegt und Kontrastmittel verabreicht
(Abb. a). Der rechte Pfortaderast aus der Lebervene kann erfolgreich punktiert werden (Abb. b). Mittels eines Ballons wird der geschaffene
„Kurzschluss“ zwischen dem Pfortaderast und der Lebervene erweitert (Abb. c). Ein implantiertes Metallgitter (Stent) dient dazu,
die durch den Eingriff geschaffene Verbindung zwischen Pfortader und Lebervene offen zu halten und damit das Blutungsrisiko aus
Umgehungskreisläufen zu senken (Abb. d).