„Weaning“: Das Atmen wiedererlernen

Vielerlei Gründe können Menschen in ihrer natürlichen Spontanatmung so beeinträchtigen, dass sie mechanisch beatmet werden müssen: Lungenentzündungen, Schockzustände, chronische Lungenerkrankungen mit akuter Verschlechterung oder auch neurologische Krankheitsbilder machen es mitunter notwendig, vorübergehend einen Beatmungsschlauch in die Luftröhre einzulegen und eine maschinelle Atemunterstützung einzuleiten.

Allerdings verliert die Atemmuskulatur dieser Patientinnen und Patienten umso mehr an Kraft, je länger die Beatmungstherapie dauert. Das Behandlungsteam der Intensivstation strebt daher stets an, die Therapie baldmöglichst zu beenden. Doch gerade bei vorbestehenden Erkrankungen der Lunge oder der Atmungsorgane braucht es häufig länger, bis die Betroffenen wieder selbstständig atmen können. Dieser Vorgang der Entwöhnung, das sogenannte Weaning, kann Tage bis Wochen, in Einzelfällen sogar Monate dauern. In dieser Zeit ist es wichtig, dass das Weaning von speziell geschultem Intensivpersonal begleitet wird.

Strukturierte Zusammenarbeit bündelt Spezialkompetenzen

PD Dr. med. Florian Weis, Ärztlicher Direktor, Chefarzt der Abteilung Anästhesie und Intensivmedizin: „Wir haben uns am Klinikum Fürstenfeldbruck seit Jahren auf die intensivtherapeutische Entwöhnung invasiv beatmeter Patientinnen und Patienten spezialisiert. Bislang halten wir zwei Betten für das Weaning bereit, planen jedoch, diese Kapazitäten mittelfristig aufzustocken.“

Entscheidend für den Therapieerfolg ist die übergreifende Kooperation zwischen verschiedenen Berufsgruppen: Pflegekräfte, Physiotherapeuten sowie Sprech- und Schlucktherapeuten arbeiten in der Abteilung für Anästhesie und operative Intensivmedizin eng mit dem Ärzteteam zusammen. Eine speziell weitergebildete Atmungstherapeutin wird dieses Team künftig unterstützen.

Das theoretische Konzept für den fachübergreifenden Behandlungsplan wurde erst kürzlich nach aktuellen medizinischen Standards überarbeitet. In der Praxis heißt das: Es werden regelmäßig gemeinsame Visiten bei den betroffenen Patientinnen und Patienten durchgeführt, bei denen bisherige Behandlungserfolge überprüft und weitere Therapieziele festgelegt werden. Auch die Ethikkommission des Klinikums steht beratend zur Seite.

Methoden der Beatmung

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Je nach Zugangsweg spricht man von invasiver Beatmung unter Einsatz eines Beatmungsschlauchs bzw. einer -kanüle oder von nicht-invasiver Beatmung unter Verwendung von Beatmungsmasken bzw. -helmen. Zudem unterscheidet man zwischenƒ kontrollierter Beatmung, d.h. eine Beatmungsmaschine übernimmt die Atemarbeit vollständigƒ, und assistierter Beatmung, d.h. der Patient leistet den größeren Anteil der Atemarbeit und der Atemregulation und wird bedarfsweise bei der Spontanatmung unterstützt.

(Auszug aus dem Patientenmagazin visavis 48)