Auf dem Weg zum nachhaltigen Krankenhaus

Heizung, Warmwasser, Kühlung, Dampf- und Druckluft, Lüftung, Beleuchtung sowie Strom für Küche, Aufzüge, für Informations- und
Medizintechnik – der Energie- und Ressourcenbedarf eines modernen Krankenhauses ist enorm. Man geht davon aus, dass der
Gesundheitssektor insgesamt für gut fünf Prozent der CO2-Emissionen Deutschlands verantwortlich ist. Das Netzwerk „Deutsche
Allianz Klimawandel und Gesundheit“ setzt der Branche hohe Ziele: Klimaneutralität bis 2035!

Für Krankenhäuser ist der Weg zu mehr Nachhaltigkeit mit besonderen Herausforderungen verbunden. Es gilt, den Klimaschutz und Ressourceneinsparungen mit konsequenter Patientensicherheit und Infektionsschutz zu vereinbaren. So sind beispielsweise Einwegprodukte im OP- oder intensivmedizinischen Umfeld kaum verzichtbar, um höchste Hygienestandards und Sterilität einzuhalten. An Grenzen des Umwelt- und Klimaschutzes stoßen auch viele Einrichtungen, die angehalten sind, „möglichst wirtschaftlich“ zu handeln. Denn ökologische Investitionen sind kurzfristig nicht immer die billigsten Lösungen.
Auch wenn der Freistaat Bayern mit der „Green Hospital Initiative“ die Krankenhäuser im Land nun schon seit einem Jahrzehnt motiviert, ökologisch und nachhaltig zu bauen – eventuelle Mehrkosten müssen auch finanziert werden.

Aktionsplan zum Klimaschutz

Der Landkreis Fürstenfeldbruck, Träger des Kommunalunternehmens, hat Nachhaltigkeit und Klimaschutz schon früh auf seine Agenda gesetzt und geht mit gutem Beispiel voran. Die Energiewende ist beschlossen, ein integriertes Klimaschutzkonzept wurde eingeführt und auch ein CO2-Aktionsplan liegt vor. Gute Rahmenbedingungen also für das Klinikum Fürstenfeldbruck und das Schwesterunternehmen Seniorenheim Jesenwang, um auf dem Weg zum nachhaltigen Gesundheitsunternehmen voranzuschreiten! Eines der wichtigsten Handlungsfelder ist dabei die Senkung des Energieverbrauchs. Um Einsparpotenziale auszuschöpfen und die Energieeffizienz zu steigern, hat das Unternehmen mit der Inbetriebnahme von zwei eigenen Blockheizkraftwerken schon vor der Jahrtausendwende gute Ausgangsbedingungen geschaffen. Nach energetischen Untersuchungen durch ein spezialisiertes Ingenieurbüro und der Durchführung von strengen Energieaudits wurde Ende 2019 ein eigener Klimaschutz-Aktionsplan vorgelegt. Der für fünf Jahre ausgelegte Plan beinhaltet
vielseitige Maßnahmen zur Verringerung der CO2-Emissionen.

Eigene Stromproduktion

Bereits seit 1998 betreibt das Klinikum zwei erdgasbetriebene Blockheizkraftwerke, die nahezu drei Viertel des gesamten Stromverbrauchs erzeugen. „Durch die Generalsanierung im Jahr 2017 konnten wir nicht nur den Wirkungsgrad steigern und die Laufzeit verlängern; auch die Abgaswerte ließen sich nochmals deutlich verbessern“, erläutert Olaf Rautengarten, Technischer Leiter im Klinikum Fürstenfeldbruck und Seniorenheim Jesenwang.

Umweltschonende Heiztechnologie

Bei dem im Jahr 2014 vom Klinikum in Betrieb genommenen Neubau mit jeweils einer Praxis für Strahlentherapie und für Hämato-Onkologie in der Kolping-Straße 28 wurde mit dem Einbau einer Grundwasser-Wärmepumpenanlage für die Warmwasserbereitung und Gebäudeheizung sowie Brennwertkesselanlagen für eine sowohl unter ökologischen als auch unter ökonomischen Gesichtspunkten besonders nachhaltige Heiztechnologie gesorgt.

Wärmerückgewinnung

Positiv auf den Primärenergiebedarf wirkt sich das Wärmerückgewinnungsverfahren aus, mit dem ein Großteil der raumlufttechnischen Anlagen im Klinikum ausgestattet ist. Hierbei überträgt ein Wärmetauscher in der Lüftungsanlage die Wärme der Abluft auf die einströmende Außenluft und macht so die abzuführende Wärmeenergie wieder nutzbar.

Hocheffiziente Kälteerzeugung

Zur energieeffizienten Kälteversorgung dient neben Kältemaschinen ein über Wärmetauscher an die Blockheizkraftwerke gekoppelter Absorber auf Lithium/Bromid-Basis mit 220 kW Kälteleistung. Diese Ergänzung ermöglichte im vergangenen Jahrzehnt Stromeinsparungen von bis zu 88 %. Wärmetauscher der beiden BHKW-Module sorgen dafür, dass die Abwärme dem Absorber über Heizleitungen mit Temperaturen von bis zu 90°C zugeführt werden kann.
Unter diesen Bedingungen wird bei niedrigstem Stromverbrauch der höchste Wirkungsgrad der Absorptionskältemaschine erzielt. Zusätzlich sorgen zwei Kompressions-Kältemaschinen für eine energieeffiziente Kälteerzeugung, die allerdings nur für die Abdeckung von Spitzenlasten genutzt werden muss.

Stromsparende Rückkühlung

Infolge der kontinuierlichen Erweiterung der medizintechnischen und IT-technischen Infrastruktur erwiesen sich die auf dem Dach des Krankenhausgebäudes aufgestellten Rückkühlwerke im Jahr 2018 als nicht mehr ausreichend. Deshalb wurden sie durch moderne Lösungen mit einer erhöhten Rückkühlleistung bei geringem Stromverbrauch ersetzt. Die Technologie, die dies ermöglichte, wird als „adiabate“ Befeuchtung bezeichnet. Hierbei sorgen besonders effiziente EC-Ventilatoren, der niedrige Wasserverbrauch der beiden Kühler sowie die intelligente Regelung für eine vorteilhafte Energiebilanz.

Modernisierungen sparen Energie

Um den Energieverbrauch im Klinikalltag weiter zu senken, werden vorhandene Pumpen an Heizungs- und Warmwasseranlagen nach und nach durch fortschrittliche Produkte ersetzt. Auch der Austausch von Leuchtmitteln in besonders verbrauchsintensiven Bereichen gegen LED-Beleuchtung und die Reduzierung der Einschaltzeiten reduziert den Stromverbrauch kontinuierlich. Deshalb werden fortlaufend Bewegungs- und Präsenzmelder installiert, die den Betrieb und damit auch den Energieverbrauch nur bei Bedarf sicherstellen. So konnte der Stromverbrauch durch die Beleuchtung bislang um bis zur Hälfte gesenkt werden.

Den Energiebedarf zu senken, war auch eines der vorrangigen Ziele, die bei der kürzlich durchgeführten Sanierung der Zentralen Sterilgutversorgung im Klinikum angestrebt wurden. Die in die Jahre gekommenen Sterilisatoren wurden durch zwei moderne Sterilisatoren ersetzt und werden mit der Abschaltung des Hausdampfes zukünftig elektrisch betrieben. Den Strom hierfür erzeugen vorrangig die beiden BHKW-Module.

Zukunftsorientiert mit „Green-IT“

Die voranschreitende Digitalisierung ist auch im Gesundheitswesen mit zahlreichen Herausforderungen verbunden, eine davon: wachsender Energieverbrauch. Bereits 2019 haben die Verantwortlichen deshalb beschlossen, die gesamte IT-Ausstattung nach und nach auf fortschrittliche Technologien mit hoher Energieeffizienz umzustellen. Dazu gehören stromsparende Arbeitsplatzrechner ebenso wie der fortlaufende Ausbau der Virtualisierung durch weniger Server im Rechenzentrum. Sowohl der Stromverbrauch als auch die Abwärme ließen sich bislang maßgeblich verringern.

Auszug aus der visavis 46